Spät abends um 22:30 Uhr geht es mit Air Berlin von Hamburg nach Island, wo wir kurz vor Mitternacht auf dem Flughafen Keflavík landen. Erste Bekanntschaft mit dem hohen Norden: es ist immer noch taghell, ein Umstand, an den wir uns für die nächsten Tage noch gewöhnen müssen. Mit dem Taxi geht es ins Hotel Keflavík, wo ein Dreibettzimmer reserviert ist. Gegen 1 Uhr erreichen wir das Hotel und als wir unser Zimmer beziehen wollen, müssen wir feststellen, dass das dritte Bett fehlt. Nach Rücksprache fällt dem Personal der Fehler auf, aber leider ist kein Dreibettzimmer mehr frei. Nach einigem Hin und Her wird ein Zustellbett organisiert, welches bei jedem Umdrehen schön quietscht. Wenigstens wird uns versprochen, dass wir für unsere letzte Nacht, die im selben Hotel gebucht ist, das beste Zimmer bekommen werden. Nun ja, wir sind gespannt…
21. Juli
Nach einem reichhaltigen Frühstück mit viel Süßem bummeln wir ein wenig durch den Ort Keflavík. Die Übernahme des gebuchten Wohnmobils ist für den frühen Nachmittag geplant. Allerdings liegen wir hier auch ein wenig hinter dem Zeitplan. Gegen 16 Uhr kann es dann losgehen und wir fahren in Richtung Hafnarfjörður, ein kleiner Ort kurz vor Reykjavík. Wir übernachten auf einem kleinen Campingplatz, den wir fast für uns allein haben.
22. Juli
Die Fahrt führt uns zunächst auf der 47 um den Hvalfjörður herum. Nach etwas der halben Strecke um den Fjord erreichen wir den kleinen Wasserfall Fossarétt, ein erster von vielen Wasserfällen, die wir auf Island sehen werden. Nachdem wir um den ganzen Fjord herumgefahren sind erreichen wir wieder die Hauptverkehrsstraße (1), der wir zunächst bis nach Borgarnes folgen. Nach kurzer Pause geht es weiter zu den nächsten Wasserfällen: Hraunfossar. In vielen kleinen Kaskaden strömt das Wasser hier seitlich in den Fluss. Ein kurzer Wanderweg führt weiter den Fluss entlang, der spektakulär durch eine Reihe von schmalen Schluchten rauscht. Über eine Brücke gelangt man auf die gegenüberliegende Seite, wo man noch ein ganzes Stück durch die vulkanische Landschaft wandern kann. Unser Ziel für den heutigen Tag ist der Campingplatz von Skagaströnd direkt am Meer. In der Mitternachtssonne reicht die Kraft noch für einen kleinen Spaziergang durch die Umgebung.
23. Juli
Von Skagaströnd geht es quer über die Halbinsel bis nach Sauðárkrókur. Zwischen Meer und schneebedeckten Bergen fahren wir auf der 76 die Küste entlang. Immer wieder ergeben sich spektakuläre Blicke und wenn möglich, halten wir am Straßenrand, um das ein oder andere Bild dieser atemberaubenden Landschaft zu machen. Kurz vor Siglufjörður müssen wir mit dem Wohnmobil durch einen dunklen, einspurigen Tunnel, in dem es nur alle paar hundert Meter eine Ausweichmöglichkeit für sich entgegenkommende Fahrzeuge gibt. Auch eine Kurve beinhaltet der Tunnel, so dass entgegenkommender Verkehr nur schlecht zu sehen ist. Zum Glück haben wir immer Vorfahrt, so dass wir vermeiden können, im Tunnel eventuell zurücksetzen zu müssen. Nach Siglufjörður durchqueren wir noch ein oder zwei weitere solcher Tunnel und erreichen über Dalvík schließlich Akureyri. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum spektakulären Goðafoss. Die Touristendichte ist hier wieder deutlich dichter, aber noch erträglich. Eine kurze Wanderung führt den reißenden Fluss entlang und bietet immer wieder schöne Motive zum Fotografieren. Wir übernachten auf dem Húsavík Campingplatz, wo wir auf einer Wiese am Hang unseren Stellplatz haben.
24. Juli
Von Húsavík geht es weiter zum Mývatn. Plötzlich gehen neben der Straße überall die Sprinkleranlagen an. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass es sich um riesige Myckenschwärme handelt (daher wohl auch der Name: Mývatn). Es ist an der westlichen Seeseite so schlimm, dass man das Auto nicht verlassen kann, höchstens, um schnell ein Foto von der Front zu schießen, die mit toten Mücken bedeckt ist. Richtung Osten wird es deutlich besser und kurz hinterm See biegen wir ab in eine erkaltete Lavalandschaft, durch die man eine schöne Rundwanderung unternehmen kann. Weiter geht es über die kochenden und stinkenden Schlammbecken von Hverir und dann durch eine sehr vulkanisch geprägte Landschaft bis nach Egilsstaðir. Kurz vor der Stadt kommen wir mal wieder an einem beeindruckenden Wasserfall direkt an der Straße vorbei. Wir übernachten auf einem Sportplatz in Egilsstaðir, wo lustige Spielchen wie Gummistiefelweitwurf gespielt werden.
25. Juli
Auch die nächste Etappe ist wieder recht lang. Vorbei an Wasserfällen und an langen Fjorden, die wir umkurven, fahren wir über Reyðarfjörður bis nach Höfn. Einsame Fjorde, schroffe Bergspitzen sowie Kies- und dunkle Sandstrände prägen das Landschaftsbild. Ein ganzes Stück der Hauptstraße ist nicht asphaltiert, weshalb wir hier mit unserem Wohnmobil nur langsam vorankommen. Schließlich erreichen wir Höfn, welches auf einer Landzunge liegt. Wir bummeln noch ein wenig durch den Ort und am Meer entlang und von hier ergibt sich auch schon ein Blick auf den Vatnajökull mit seinen vielen Gletscherzungen, die ins Meer kalben.
26. Juli
Heute geht es zum Vatnajökull und der vorgelagerten Jökulsárlón Gletscherbucht. Bei wieder traumhaftem Wetter unternehmen wir eine Fahrt mit einem Amphibienfahrzeug auf der Bucht. Die Fahrt zwischen den kleinen und großen glitzernden Eisbergen, die teilweise auch mit Vulkanasche bedeckt sind, ist beeindruckend. Auch wenn es ordentlich voll ist und es teilweise zu Wartezeiten kommt, lohnt sich die Tour auf jeden Fall. Wir erfahren viel über den Gletscher und die Natur und dürfen über 1000 Jahre altes Gletscherwasser kosten. Ein Stück weiter den Highway entlang gibt es noch eine kurze Wanderung zu einem weiteren Gletschersee. Anschließend geht es weiter bis nach Vík. Durch Schmelzwasser sind riesige Flussbetten entstanden über die lange, lediglich einspurige Brücken führen. Auch die Gefahr durch starke Winde wird hier eindrucksvoll wird hier eindrucksvoll bestätigt. Fallwinde aus den Bergen im Hinterland wehen stark zum mehr hinunter und man kann sich vorstellen, dass LKW oder Wohnmobile von diesen leicht erfasst werden können, so dass die Fahrzeuge von der Straße abkommen. Entsprechende Spuren sind immer wieder im Kiesbett zu sehen. Es wird auch klar, weshalb sich Wohnmobilfahrer täglich nach den Windbedingungen informieren müssen und möglicherweise sitzt man auch schon mal ein oder zwei Tage an einem Ort fest. In Vík müssen wir mit unserem Wohnmobil etwas aufpassen, da die Wiese auf dem Campingplatz durch Regenfälle stark aufgeweicht ist. Einige Teile sind sogar gesperrt, da die Gefahr zu groß ist, mit dem Wohnmobil einzusinken.
27. Juli
Heute ist mal wieder Tag der Wasserfälle. Zuerst geht es zum Skógafoss. Mit insgesamt 60 m Höhe und 25 m Breite sind die Fälle sehr beeindruckend. Aus der Nähe lassen sich auf Grund der Gischt keine Fotos machen. Dafür kann man neben den Fällen den Berg hochsteigen und kommt dort sehr dicht heran. Ein Bild mit Regenbogen ist hier genau das Richtige. Von oben sind die Fälle etwas weniger beeindruckend, dafür hat man aber wieder einen wunderschönen Blick über die sattgrüne Landschaft. Auch der nächste Wasserfall ist spektakulär: der Seljalandsfoss erlaubt einen Blick „hinter die Kulissen“, auch wenn man ein wenig nass wird und arg aufpassen muss, auf den glitschigen Steinen nicht auszurutschen. Anschließend geht es weiter zum Thingvellir-Nationalpark. Hier treffen irgendwo die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte zusammen. Eine kurze Wanderung führt durch die schöne Landschaft und am Ende eines Holzstegs findet sich mal wieder ein Wasserfall. Die geologisch interessante Gegend lockt viele Touristen an und in der sogenannten Silfra-Spalte können Taucher beide Kontinentalplatten gleichzeitig berühren (na ja, wohl eher symbolisch).
28. Juli
Der erste Regentag. Es ist windig und kühl und unser Ziel ist die Geysir-Region. Einer der bekanntesten Geysire ist der Strokkur, der mit aller Regelmäßigkeit das Wasser gen Himmel schießt. Lange zu warten braucht man jedenfalls nicht. Leider lässt sich die Fontäne vor dem grauen Himmel schlecht fotografieren. Am Gullfoss hat es sich dann richtig eingeregnet. Trotz Regenklamotten sind wir nach kurzer Zeit durchnässt. Die Wassermassen des Gullfoss rauschen in eine schmale Spalte und der ganze Weg entlang dieses Naturschauspiels ist beeindruckend. Gerne hätten wir die Wasserfälle auch bei schönem Wetter gesehen, aber wir können uns über das Wetter auf der Reise bei weitem nicht beschweren.
29. Juli
Über Selfoss und Hella fahren wir wieder zurück in Richtung Vík, um in der Region noch Papageitaucher zu sehen. An der Küste liegen ein paar traumhafte schwarze Strände und Felsformationen, wie der Strand von Reynisfjara oder die Felsformation Dyrhólaey. Am Strand sehen wir ein paar Papgeitaucher und auch auf dem Meer sind einige Schwärme zu sehen. Leider ist kein Vogel nahe genug, um entsprechende Aufnahmen zu machen. Dennoch ist das Warten auf das Eintreffen der „Puffins“ ein Erlebnis und wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang an der Küste.
30. Juli
Heute geht es schon wieder zurück nach Keflavík. Die Mitarbeiterin im Hotel erinnert sich sofort an uns und tatsächlich: wir beziehen die Honeymoon Suite mit allem Luxus, den dieses kleine Hotel zu bieten hat. Wir laufen noch ein wenig durch den Ort und geben den Mietwagen wieder zurück. Natürlich mussten wir uns kurz vor der Abgabe noch einen Steinschlag in der Windschutzscheibe einfangen. Die Selbstbeteiligung wird erst einmal fällig, die wir aber ohne Probleme von der Versicherung in Deutschland zurückerstattet bekommen.
31. Juli
An unserem letzten Tag auf Island geht es mit dem Bus nach Reykjavík. Ein niedliches Städtchen, das wir zu Fuß erkunden. Viele kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants gibt es hier und wir machen und einen schönen letzten Tag. Überall wird dazu aufgefordert, ausschließlich in Restaurants zu essen, die kein Walfleisch anbieten. Auch Island ist diesbezüglich zwischen Tradition und Moderne hin und hergerissen. Anhand eines Aufklebers lassen sich viele Restaurants identifizieren, die diese Aktion unterstützen und kein Walfleisch anbieten.
1. August
Nach etwas mehr als 10 Tagen einer kompletten (na ja, fast kompletten) Inselumrundung verlassen wir Island wieder in Richtung Hamburg. Es war sonniger und wärmer als erwartet und im Nachhinein sind wir froh, die einzigartige Natur der Insel noch vor dem größten Touristenandrang, der in den letzten Jahren stets zugenommen hat, gesehen zu haben. Ein paar Kleinigkeiten wie die Sprache, die Unsummen an Bargeld, die man mit sich führt, die Mitternachtssonne und die begehbaren Supermarktkühlschränke waren allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
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